Samstag, 11. Oktober 2008

Erste Eindrücke

Nochn Zufallstreff:
Die Welt ist ja doch kleiner als man immer denkt. Wen treffen wir als erstes in der Hotel-Lobby, da wir unser Zimmer zunächst im falschen Flügel gesucht haben? Arndts Kollegen Olaf, auch aus Ulm, der grad auf dem Weg in die Stadt ist um sich ein bisschen die Beine zu vertreten.
Traders Hotel:
Yeppa. Zimmer ist Standardgröße mit Standardausstattung, und wir kriegen jeden Tag eine Nashi und einen Apfel auf einem rechteckigen Glasteller. Die gemeinsame Zudecke ist glaub mindestens drei Meter breit und das Bett ist sogar lange genug für Arndt. Die Matratze bereitet mir mal keine Rückenschmerzen. Dass ich den Pseudoleder-Schreibtischstuhl nicht weiter hochfahren kann, schon eher. Superflauschige Bademäntel hängen im Bad, dazu die größte Hand- und Badetücherauswahl (ja, ich bin eben nicht oft in großen Häusern) die ich im Hotel jemals bekommen habe. Außerdem stehen die hier auf Lavendelduft, vom Shampoo über Duschgel bis zur Bodylotion, alles duftet nach Lavendel.
Die Aussicht aus unserem Fenster (Doppelverglasung, da müssen die in England erstmal drauf kommen) ist direkt auf die Baustelle des "China World III", Bauphase drei des China World Trade Centers, der größte Turm ist direkt vor unserem Fenster, und man muss sich verdammt tief bücken, um bis zur Spitze hochsehen zu können.

Direkt daneben steht dieser schöne neue Bogen (CCTV), der mal irgendwie Büros enthalten soll und einen Heli-Landeplatz noch obendrauf hat.

Reihe Hochhäuser hier im CBD (Central Business District).
Rein in die Stadt:
Danke an Olympia, die U-Bahn ist einigermassen ausgebaut, es gibt immerhin drei Linien. Danke an den Chinesen, der mit der Umlautschreibweise "Pinying" sowohl den Chinesen einen Weg aus dem Analphabetentum geebnet, als auch allen Nicht-Chinesen geholfen hat, sich nicht als solcher zu fühlen.

In Pinying-Schreibweise steht hier nämlich alles unterhalb der schönen aber für mich total unbegreifbaren Zeichen nochmal geschrieben. Ist ein bisschen wie in Wales, da sind alle offiziellen Beschilderungen auch noch zusätzlich auf walisisch geschrieben. Und wenn ich's mir so richtig überlege, viel leichter auszusprechen ist Walisisch auch nicht. Wer natürlich weder Chinesisch noch Englisch kann, muss schon ein bisschen aufpassen, dass er nicht verloren geht, könnt ich mir vorstellen.

Tian'anmen und Staatsmann Mao:
Platz des Tors des himmlischen Friedens heisst das. Wo der gute alte Mao (danke, Merian) jedes Jahr in wenigen Tagen neu gemalt und mit Täterätä und Rambazamba wieder und wieder aufgehängt wird. Also sein Bild, über das Tor. So ist das. Und der Platz ist RIESIG! Der rote Platz in Moskau ist auch groß, die zwei schenken sich nix.

Links und rechts und vorne und hinten lauter chinesische Touristen, die Arndt immer wieder anstarren. Heute hat noch keiner gefragt ob er sich fotografieren läßt. Sozialistische Prachtbauten flankieren unseren Weg, als wir über den Platz schreiten, der Sonne entgegen, die ganz schön blendet. Allerdings gibt's auch noch ne Menge traditionelle Gebäude, siehe links.
Wir kommen in die frisch renovierten (abgerissen und neu gebauten) Hutongs (Gassen), zunächst in eine Breitere mit vielen Restaurants, solche zum reingehen und am Tisch sitzen. Vor jedem stehen eine Menge Leute (alle Schlitzaugen) Schlange. Aus einem Fenster werden fertig gebratene Enten in großen durchsichtigen Plastiktüten verkauft. Sehen die lecker aus! Haben langsam etwas Hunger, aber 1h anstehen, das wollen wir nicht. Wir müssen uns bewegen, nach der langen Reise. Meine Beine fühlen sich doppelt so dick an, und meine Knöchel kann ich kaum noch erkennen. Brauche dringend solche Stewardessen-Kniestrümpfe mit Kompressionsfunktion, das ist ja doof, jedesmal nach nem längeren Flug drei Tage oder so ohne Knöchel rumlaufen zu müssen.

Mittags nimmt sich der Chinese auch gerne was am Spieß auf die Hand, der abgeknabberte Spieß wandert dann brav in die Tonne. Nur das leidige Mülltrennen, das wird täglich geübt.

Arndt kennt sich verdammt gut aus und führt uns in immer kleinere Gassen, hier riecht es verdammt lecker aus den Garküchen, die Angestellten schreien uns auf Chinesisch die Karte oder das Mittagsmenü zu, wer kann das schon sagen. Als wir mal stehen bleiben, und beobachten wie die Maultaschen gefüllt werden, sitzen wir auch schon drin, werden an einen großen, mit abgegessenen Platten und Schalen überhäuften Tisch geführt, an dem grad noch 7 Chinesen lustig essen und schlürfen, und alles was sie nicht mehr brauchen entweder auf den Tisch oder den Boden werfen.

Wir zeigen auf die Karte (das Bild links ist nur die Schnapskarte), hoffen das das was wir uns denken kommt, und werden nicht enttäuscht. Eine Platte voller kleiner Maultaschen und eine Schüssel Nudelgericht mit Hack und Kohl.
Neben uns nehmen drei ältere chinesische Damen Platz. Wir trinken ja Mineralwasser, aber irgendwie ist heisses Wasser (einfach nur heisses Wasser, von wege Tee!) hier das Getränk der Wahl. Wenn beim Chinesen das Wasserglas leer ist und er es nachgefüllt haben möchte, dann fragt er (oder in diesem Falle sie) nicht etwa die Bedienung höflich ob sie dies tut. Nein, wenn man über 60 und Chinesin ist, dann brüllt man etwas der vorbeihuschenden Bedienung zu und klopft mit dem leeren Glas energisch auf den Tisch. Ich hab mich vor Lachen fast verschluckt. Für 45 RMB wird man zu zweit schön satt und ist anschliessend auch nicht mehr durstig. Lecker war's! Das müssen wir öfters machen.

Ausklang:
Wir wandern noch ein bisschen im Hutong rum, stöbern in einem Kaligraphieladen durch Bücher und Zeichnungen. Aber jetzt, nach reisen, ankommen, Stadtrundgang und mit gefülltem Magen kommt so langsam die Müdigkeit und sagt derbe ni hao. Das war ein wunderbarer Spaziergang für einen ersten Tag in dieser Stadt. Wir fahren mit der U-Bahn zurück zum Hotel. Lesen noch ein Stündchen und schlafen dann um halb sechs abends ein.

1 Kommentar:

  1. Heidenei... EINMAL nicht auf gepasst und schon is hier alles voll Bejing :-) Super, da freu ich mich aufs lesen!
    Knutschi vom Apfelwurm

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