Sonntag, 12. Oktober 2008

House Hunting ist auch ein Marathon

Auf Hausjagd. Dabei wollen wir doch gar kein Haus, sondern eine Wohnung. Sollten wir echt hierherkommen. Aber so nennen die hier - und vermutlich sonst auch überall wo man das auf Englisch sagt - das Wohnungen-Besichtigen eben.
Sabrina Gao, eine winzige und ziemlich dünne Chinesin, die in Kapstadt studiert hat, und ein sehr gutes und deutliches Englisch spricht, erwartet uns nach dem Frühstück gegen halb zehn in der Hotel-Lobby. Sie ist vom Maklerbüro Jones Lang Lasalle, Arndt muß sich fast vornüberbeugen um mit ihr zu sprechen, ich würde ja sagen, die haben hier alle Annagröße (*lach* hi Süße, nix für ungut, mit Deiner Größe siehst Du hier bei jedem Konzert wunderbar zur Bühne. Und ich erst. Das darf ich mir gar nicht vorstellen. *grins* Klar gibt es auch größere Menschen, sind ja nicht ins Zwergenland gereist. Nur fast.)

Davor:
Mein erstes Frühstück in China. Ich bin völlig von der Auswahl überrascht, Arndt nimmt das Ganze deutlich lässiger, der Weltenbummler *stolz*. Immer wieder muss ich ihn fragen, ob er auch so eine Matschbirne hat und sich fühlt, als wäre sein Kopf in einen großen Wattebausch gepackt. Ja, sagt er. Ich wundere mich, dass man ihm das gar nicht ansieht und noch weniger anmerkt. Meine Knöchel sind immer noch irgendwo, aber nicht zu sehen. Meine Verdauung hat sich sowas von verlangsamt, was soll ich sagen, ich will endlich mal den Schinkensemmel und alles was ihm folgte, loswerden. Der macht aber keine Anstalten in China einzureisen. Na gut, denk ich mir: Dann ess ich halt einfach noch was obendrauf!

Das Frühstücksbüffet:
Ich kann noch gar nicht erfassen, was es hier alles gibt, will irgendwie auch gar nicht viel denken, und schaffe es schließlich die englische Frühstücks-Kombi aufs Teller zu laden. Aber ohne die Würstchen. Die sehen hier auch so mies aus wie sie drüben schmecken. Rührei, Speck, Baked Beans, gebratene Orangenscheibe, Brötchen. Yummie. Tee dazu und auch Ananas-Orangen-Apfelsaft, in der Reihenfolge. Dann noch ein süßes Teilchen, etwas frisches Obst, und schwupps ist's schon kurz nach neun, keine Zeit, nix wie rauf und ins Bad und fertigmachen, wir werden ja gleich abgeholt! Was die vielen Köche hinter den Pfannen, Töpfen und Woks so zaubern, das duftet wunderbar, muss aber bis morgen warten.

Kurz nach halb zehn:
Ni hao, Sabrina. Nice to meet you too. Ja, wir haben den Umschlag mit den Exposés der diversen Wohnungen gestern aufs Zimmer geliefert bekommen. Ja, wir haben auch schon reinschauen können und sind jetzt so richtig neugierig auf das, was Du uns heute zeigen willst.
Es ist ein wunderschöner, blauhimmeliger und warmer Herbsttag. Die Jacken kann man getrost im Schrank lassen, ein schöneres Wetter hätten wir kaum kriegen können. Und wir werden fast den ganzen Tag entweder im Auto sitzen oder in Wohnungen rumstöbern. Nunja, sowas kriegt man ja auch nicht alle Tage, und wir genau einmal - und zwar heute - gemeinsam. Da mache ich das doch viel lieber bei Sonnenschein als im Regen.
Dann mal raus aus dem Hotel. Dem Drehtür-Boy sagt diesmal Sabrina, dass wir kein Taxi brauchen (die chinesische Variante einer automatischen Drehtür: Stell' einen Menschen davor, der die Tür, bevor der Gast reinzuspringen droht, freundlich lächelnd anschubst. Der kann dann auch noch die Türen der Autos und Taxis öffnen, und die Jungs zum Gepäcktransport herrufen. Nobel geht die Welt zugrunde.) Arndt und ich bleiben ernst.
Ein paar Meter neben dem Eingang erwartet uns ein Chevrolet-Van, natürlich mit Fahrer. Sabrina nimmt vorne Platz, wir setzen uns auf helle Ledersitze im Fonds. Es hätten locker drei Sitze Platz, da es aber nur zwei sind, sind wir es, die den Platz haben. Sehr bequeme Art, die Stadt zu erforschen. Die Klimaanlage sorgt für eine schweissfreie Fahrt.

1. Station: Central Park, CBD:
Na Bravo, das ist ja wie in Amiland. Der erste Stop ist ca. 5 Min. vom Hotel entfernt, quasi um die Ecke. Aber klar, wir fahren. Compound nennt man die Ansammlung von 3-7 Hochhäusern die schön gruppiert hingebaut wurden. 5 Stück im Kreis sind es in diesem Fall, deswegen vermutich auch Central, weil viel Park ist das hier nicht, aber grün und Wasserspiele und Bäume sind da, das ist doch schonmal was. Hier ist die Anzahl an Expats hoch. Die Häuser sind auch recht hoch, verglichen mit Ulm, nicht mit Frankfurt. *grins* Und für unsere Vorstellung sind die Wohnungen, die wir hier ansehen, es sind insgesamt drei, richtig GROSS.
Der Ausblick aus dem 32. Stock rockt! Genau zwischen den U-Bahn Linien 1, 2 und 10 ist diese Location hier. Hab ich gestern noch behauptet es gibt drei? Gelogen, es gibt vier. Als Arndt vor zwei Jahren hier war, gab's nur zwei. Wer viele fleissige Arbeiterameisen hat, kann eben schnell bauen.

3 Bedrooms, heisst drei Schlafzimmer, meistens auch ein Bad pro Schlafzimmer, Küche und ein Wohnzimmer meist mit Essbereich. Balkon ist dann in der Regel keiner dabei, es gibt aber auch welche, die haben einen. Sabrina erklärt: "Der Chinese mag ja lieber einen geschlossenen Balkon, also so eine Art Wintergarten. Der Westler dagegen bevorzugt einen Offenen. Ziemich komisch, die Westler, denn bei dem Kontinentalklima hier kann man den Offenen nicht das ganze Jahr benutzen." Da hat sie Recht, aber in D ist die Balkonnutzungszeit noch kürzer und da hätten wir ja auch gern einen.
Der Master-Bedroom hat dann auch fast immer eine begehbaren Kleiderschrank. Ich kanns echt kaum glauben. WO ist der Haken? ("There is no such thing as free lunch." *lach*)
Nch den drei Wohnungen schauen wir uns noch den Club Alex-ahnder (Sabrina macht immer eine lange Pause zwischendrin) an. Der Club ist quasi das Olympia Fitness des CBD, und gehört zum Central Park Wohnkomplex. Muckibude, Schwimmbad, Sauna, Squash, Tennisplatz auf dem Dach, geiler Anblick von der Wohnung ganz oben. Auch der Rest der Aussicht ist nicht schlecht, dieses Bild ist aus dem 10 Stock und der hohe Turm da hinten, der steht direkt vor unserem Hotelzimmerfenster.

Hallo Karl, im dazugehörenden Shoppingbereich ist ein Café, das hat Illy!! Erkennt jemand das Schild auf dem Bild? Arndt war nach dem Aussteigen der erste und hat mich darauf aufmerksam gemacht. Wie gut zu wissen, dass ich hier auch Milchkaffe kriege, der soviel kostet wie hier ein Abendessen für zwei Personen mit Getränken in der Garküche, aber ungefähr soviel wie in Deutschland.

2. Station: Lanson Place, CBD:
Ein Gebäude aus dem Central Park Komplex gehört einer Art Hotel, die sogenannte "serviced apartments" anbieten. Lanson Place ist der Name. Das sind dann Wohnungen, da sind die Vorhänge, Sofakissen, das Geschirr, Toilettenpapier, Haushaltshilfe und der hauseigene Fitnessclub, das Frühstück und noch ziemlich viel mehr, in der Miete mit dabei. Aha. Wir staunen nicht schlecht.
Ein Hotel, das Wohnungen vermietet. In der Lobby gibt's dann Wasser, Saft, Tee, Kaffee den ganzen Tag für umme, und seine Gäste kann man auch noch mitbringen. Ausserdem sind zwei Internetarbeitsplätze mit Drucker und Fax zur freien Verfügung. Ich frage mich nur, welche Gäste soll ich hier empfangen? Also, jeder der das hier liest, MUSS uns besuchen kommen!! Ich will hier Gäste haben! Serviced Apartment hin oder her, der Flug koscht a weng was, aber zum Leben braucht man hier echt nicht viel. Vorausgesetzt, man is(s)t verpflegungstechnisch ein bisschen abenteuerlustig und experimentierfreudig.

3. Station: Fraser Suites, CBD:
Die Fraser Suites sind allesamt auch "serviced apartments". Hier sind die Wohnungen kleiner (ca. 100 qm), die Küche ist im Wohn-Esszimmer integriert aber dafür gibt's im Frühstücksraum 'nen Tischkicker und auch einen Billiardtisch, und (das finde ich wirklich extrem wichtig!) der obligatorische, zwischen den Aufzugtüren stehende Mülleimer hat nicht nur ein Steine-Potpourri in der zum Mülleimer gehörenden Schale, nein, hier ist auch noch Wasser eingefüllt UND zwei winzige Goldfische teilen sich diesen ihren Wohnraum mit einem braungrauen Fischlein, das ich nicht identifiezieren kann... Heute ist der Tag zum Staunen, ich fang schon an alles als normal zu betrachten. Ich denke schon voreilig, viel krasser kann's ja nicht mehr kommen. Aber ich sollte mich täuschen.

4. Station: Park Apartments, Chaoyang Park:
Nach einer 15 minütigen Fahrt vom Central Business District auf der 3. Ringstrasse (6-spurige Autobahn ist das) in Richtung Norden, biegen wir vor der Strasse, an die der Chaoyang Park grenzt, rechts ab. Nächste Apartment-Häuser-Ansammlung.

Hier schauen wir zwei Wohnungen an, die Kleinere hat 160 qm, die Große misst sage und schreibe 185 qm. OK, das zieht jetzt alles an mir vorbei. Mein Wattebausch wird dicker. Hat jemand meine Knöchel gesehen? Fenster auf, hier riechts nach monatelang ausgetrocknetem Abfluss oder doch nach toter Ratte? Sabrina, ganz der Makler: "Steht schon ein Weilchen leer, Abflüsse ausgetrocknet, da kommt dann eben der Kanalisationsgeruch hoch." Jo, das kann man so sagen. Der kommt richtig hoch, wir sind im keine Ahnung wievielten Stock, schöne Aussicht nach Süden in Richtung CCTV-Bogen, der ja fast direkt neben unserem Hotel steht.
Haben wir in den Central Park Wohnungen noch über die im Badezimmerspiegel integrierten Fernseher gelacht, nehmen wir die riesige Küche und das geräumige Wohn-Esszimmer gelassen zur Kenntnis.
Da beide Wohnungen hier noch vom "Developer" besessen werden, kann man die Einrichtung nach eigenem Geschmack erweitern lassen. OK. Nehmen wir zur Kenntnis. Der im Erdgeschoss befindliche Fitnessclub und das Spa ist in der Miete mitinbegriffen. OK, schön. Die nächste U-Bahn Station (Linie 10) ist auch nicht weit entfernt. Feine Sache, das. Zur Sanlitun Bar Street im 2. Botschaftsviertel isses auch nicht weit. Jut, fein, freut uns. Ich brauch ne Pause. Raus hier, rein in den Van, weiter geht's.

Mittagspause:
Als ich schon denke, aha, jetzt kommen die schäbigeren Apartments, geht's nur zum Mittagessen. Subways. Als ich dieses Foto machte, war mir das noch nicht klar, deswegen: Wo ist die Maus versteckt?
Oh, Sabrina. Ich bin enttäuscht. Da sind wir in der Stadt der tausend Gerüche und Millionen Garküchen, und du führst uns in ein Subway FastFood Imbissdings?!? An sowas laufen wir zuhause immer vorbei, wenn's am Samstag Mittag zur Wurst beim Wachter geht! Aber egal, ich hab sowieso nicht wirklich Hunger, ich möchte wirklich erstmal was loswerden, aber auch die gebackenen englischen Bohnen von heute früh helfen mir in dieser Sache nicht weiter. Also trinke ich mein Wasser, und nach zwei Happen von meinem Sandwich opfert sich Arndt dieses vollends zu verdrücken. Dankeschön, ich krieg nämlich jetzt grad nix Festes mehr rein. Und dann geht's auch schon weiter zum Nachmittagsprogramm. Zur Abwechslung mal Wohnungen anschauen.

5. Station: Palm Springs International Apartments, gegenüber dem Chaoyang Park:
Die spinnen, die Chinesen! Jetzt haben die hier im Disney-Land-Stil Fassadenbau betrieben. Da die zwei 20 Meter hohen Palmen links und rechts der Einfahrt definitiv aus Plastik sind, fragen wir uns ob wir nahe genug an den geflügelten Löwen im "Singapur-Style" rankommen, um auch ihn auf Echtheit abzuklopfen. Leider nicht, Sabrina ist schnell mit dem Besucherausweis zurück, und um den Löwen ist zuviel Wasser. Also, dann mal los zur Wohnung.
"No photos", das ist keine Bitte und auch nicht verhandelbar. Der Besitzer will weder seine Aussicht, seine traditionellen chinesischen Möbel noch seinen 1,5 Meter Fernseher in meinem Blog sehen. Na gut, den Anblick werden wir so oder so im Leben nicht vergessen. Wir fragen Sabrina nach dem Preis, denn das alles hier sieht ein bisserl arg abgehoben aus, aber Sabrina versichert uns schon wieder, dass alle Wohnungen, die sie uns zeigt, innerhalb unseres Budgets liegen. Well, fine. Scheint, als bräuchten wir uns wenig Sorgen machen, aber es ist ja auch erstmal eine Orientierungstour heute. Die Aussicht von hier oben über den Park ist der Oberhammer. Sowas nennt man unverbaubar. Der Chaoyang Park liegt wie ein riesiges grünes Handtuch vor uns.
Der Master-Bedroom und das dazugehörende Bad sind fast zu groß für meinen Geschmack, die Glotze im Schlafzimmer ist dafür nur halb so groß wie die Leinwand im Wohnzimmer. Ich weiss nicht mehr, ob das diese Wohnung war, aber wir haben mal nach dem Kaufpreis gefragt... 40.000 RMB pro qm. Jupp, aber bei den Mietraten hat der Investor das nach zwei Jahren auch wieder drin. Schnelles Geld, aber so 'ne Wohnung muss man auch erstmal vermieten. Wo ist jetzt der Haken?
Aha, hier ist der Mitgliedsbeitrag für den Club nicht in der Miete enthalten. Was kostet der denn? 10.000 RMB pro Person und Jahr. Wow, das ist saftig für hiesige Verhältnisse, aber was kostet nochmal das Olympia mit allem drum und dran pro Jahr?

Den Club wollen wir dann auch sehen. Und Sabrina organisiert das pronto. Disney war wohl doch Chinese. Oder die Briten haben einfach soviel Dekadenz eingeführt, wie sie nur konnten. Gold, Glas, haufenweise künstliche Palmen und andere Plastikpflanzen, lebende Beos in goldenen Käfigen links und rechts der Glastüren zum Schwimmbad ( der Pool hat an beiden kurzen Enden Stein(imitat?)büsten und -säulen), Chinesen (? Koreaner? Japaner? Ich kanns nicht sagen.) sitzen in dunklen Anzügen im Lounge-Bereich und lassen sich zu Klaviergedudel und Beoschreien die Zeitung und nen Drink rein.
Zum Club gehört auch ein Spa. Gedämpftes Licht, Kesselgeklapper, dunkel eingerichtete Räume mit großen Holzliegen (Daybeds) darauf Brokat-Kissen mit goldenen Troddeln an jeder Ecke. Sag mal, bin ich denn noch nirgends gewesen? Hier wär ich schon gern mal für einen Tag. Aber heute ist für sowas keine Zeit. Und ein wenig suspekt ist mir das ganze schon, irgendwie erwarte ich, dass gleich die Mafia reingestürmt kommt und die Jungs in durch die Zeitung auf ihren goldenen Sesseln erschiesst.
Das Schnuckelchen im kleinen Schwarzen, das uns rumführt, kann in den Pumps kaum die Treppen runterlaufen, ist halb so lang wie Arndt und die Member Relations Managerin, wie wir dann auf ihrer (natürlich mit beiden Händen überreichten) Visitenkarte lesen können. Also, Lucy Lu, Danke für die Führung, wir überlegen's uns dann mal. Xiéxie, bis die Tage dann.
Sag "Ciao" zum Beo. Wir müssen weiter zur nächsten Wohnung.

6. Station: Park Avenue, Chaoyang Park:
Jezt dürfen wir auch wieder Fotos machen. Und eine leere Wohnung und einen Show-Room besichtigen. Show-Rooms gibt es fast in jedem Compound, und in ihnen sieht es fast immer aus, wie in der Möbelhaus-Austellung. ich habe schon viele IKEA Teile gesehen heute hier in Beijing. Gibt einem irgendwie ein heimeliges Gefühl, ich weiss allerdings nicht, ob ich das gut finden soll. In dieser Wohnung ist aber nur der Wohn-Eßbereich vollständig hergerichtet. Macht ja nix, wir haben eh schon sooooviel gesehen heute, uns reicht es so langsam wirklich. Ich hab ne Matschbirne schon seit heute früh, der Jetlag macht sich voll bemerkbar, ab jetzt wird es anstrengend.

Aber die hier ist auch schön geschnitten, leider ist der Wohnkomplex ziemlich nah sowohl an der Straße, die die dritte und vierte Ringstrasse verbindet als auch unmittelbar an der vierten Ringstrasse. Soll heissen 24h Verkehr. Während bspw. in der Innenstadt, bzw. im CBD ab 10 Uhr kaum noch ein Auto fährt. Vergleichbar mit der Olgastrasse an einem Sonntag Abend. *zwinker*


Ich brauch DRINGEND 'nen Kaffeeeeee, sonst schaff ich die letzten vier Wohnungen nicht mehr. Zwei leere und zwei Show-Rooms stehen zwar nur noch bevor. Im Lufthansa Bezirk. Das ist da, wo die ganzen Botschaftsleute wohnen und in direkter Nachbarschaft zum 2. und 3. Botschaftsviertel. Ja genau, hier in dieser chinesischen Stadt, da heisst ein Viertel "Lufthansa Area". Warum das denn? fragen wir Sabrina.

Weil dieses Einkaufzentrum auf dem Bild links, eines der ältesten Shopping Malls in ganz Beijing ist, deswegen. Klare Sache, keine Scheiss, Mann. Ich muss grinsen. Der Kaffe haut auch grad rein. Es geht ein bisschen bergauf. Bereit für den letzten Durchgang. Wr fahren weiter.

Dieses rote Gebäude, das ist die deutsche Botschaft.
Gleich links daneben ist die deutsche Schule, und die ist gelb. Ein schwarzes Haus haben wir in der Nähe auch gesehen, aber egal..

7. Station: Lingmaqiao Diplomatic Compound, zwischen 2. und 3. Botschaftsviertel:
Anmelden an der pforte, das Auto darf hier nicht reinfahren. Überall hohe Zäune und Kameras (das gabs in der Stadt und bei den anderen Wohnkomplexen auch, ist aber nicht so aufgefallen wie hier)
Aha, die Jungs und Mädels aus Zypern wohnen hier auch. Zitat Sabrina: "Could be, that if you choose to live here, your direct neighbour is an ambassador." Ich denke, wer will schon unbedingt neben 'nem Botschafter wohnen? All diese "Men in Black" und Sicherheitsfuzzies um einen rum, nee, nee, neeeee! Dazu noch in unmittelbarer Nähe zur Botschaft der Vereinigten Staaten, die Arndt treffend als Bunker bezeichnet (ein grauer, Hochsicherheit vermittelnder, Bau).
Sabrina lacht und sagt: "Das Gebäude ist brandneu, und wir Chinesen lästern, das hätten die Amis nur deswegen neu gebaut, weil wir unsere Botschaft in den USA auch kürzlich neu gebaut haben." Ich denk mir, das ist ja wie in der Sparkassenwerbung: "Meine Botschaft, mein 5 Meter hoher schwarzer Stahlzaun, meine Kameras, mein Wärterhäuschen". Keine Fotos auf dem Gelände.

Ansonsten schöne Wohnungen, schöner Schnitt. Auch hier ausreichend Badezimmer für 5 Leute da. Das Bild zeigt das kleinere Bad. Wünschte, damals in der WG hätten wir ein so Hübsches gehabt.

Auch die beiden Einrichtungsvarianten sind total OK. Hab ich schon erwähnt, dass standardmäßig immer mindestens zwei Flatscreen-Fernseher, und zwar nicht die Kleinsten, dabei sind? Stereoanlage dafür aber nicht, aber in irgendeiner Broschüre oder so stand was darüber, und wie war das mit den Clubs und den Karten mit dem im Voraus bezahlten Strom- und Gas- und Heizungsguthaben drauf? Alles vergessen, wir müssen mal anfangen unseren Fragekatalog zu erstellen. Aber heute nicht mehr. Wir haben sowas von fertig.
Noch schnell aus dem Fenster sehen, man bickt in Richtung Süden zum Central Business District. Tour-Ende:
Gegen fünf ist der Wohnungsbesichtigungsmarathon dann endlich vorbei. Gottseidank, ich kann nämich keine Wohnung mehr sehen. Habe überhaupt keinen Überblick mehr. Schädel brummt, Beine sind schwer. Wo sind diese Knöchel hin? Bin echt froh, dass sowohl Arndt als auch ich versucht haben, soviele Eindrücke und Ansichten und Aussichten wie möglich auf Bildern festzuhalten. Vielleicht hilft das ja der Erinnerung auf die Spur. Morgen. Übermorgen. Irgendwann dann.

Danke Sabrina, das war richtig anstrengend aber wir haben jetzt einen ersten Überblick, was hier so geht und möglich wäre. Wir werden wieder am Hotel abgesetzt. Vielen Dank, das war mal was!
Wir sind soooo platt und müssen erstmal ein kurzes Nickerchen machen. Arndt nimmt den Lonely Planet (Reiseführer), den er vor zwei Jahren hier schon dabei hatte, zur Hand und findet die Mitgliedskarte für den Massagesalon nahe dem 2. Botschaftsviertel. Da meine Knöchel und meine Verdauung immer noch nicht vorhanden sind, beschliessen wir mit einer Fussmassage und einem Drink danach, diesen anstrengenden Tag zu beenden.

Schläfchen, Duschen und gegen halb neun aus dem Haus, rein ins Taxi. Diesmal teuer (30 RMB), der hat sein Meter nämlich nicht angestellt und wir haben auch nicht drauf bestanden, worauf er 30 wollte (dabei musste ihm Arndt noch die letzten zwei Seitenstraßen helfen,den richtigen Weg zu finden!), wir aber zunächst 13 verstanden haben, dann auch nicht mehr mehr bezahlen wollten, er schliesslich sehr gedrängt hat, dass er echt 30 will, wir zahlen, denken aber, das kann man noch ein bisschen ausdehnen, ich dann eine Quittung wollte, er behauptete es gibt keine, ich grinse "Quittung?!"

Taxifahrer grinst: "Nix Quittung!" ich wieder grinsend: "Quittung?!", er nicht wirklich mehr grinsend "Nix Quittung!", so geht das ca. 10 Mal hin und her, bis ich genug Spaß hatte, und er wirklich nicht mehr grinst, und überhaupt heisst das eigentliche Abendprogramm ja Fußmassage und nicht "Dir frag ich das Grinsen aus dem Gesicht".

12102008213.jpg - Share on Ovi Foot massage: Rosentee und Kräutertee und Sonenblumenkerne gibt's zur Fußmassage dazu. Ist das Glas dreiviertel leer, kann man nach mehr heissem Wasser klingeln. Weiss man das nicht, oder ist man zu relaxt dazu, macht es der Masseur, oder in unserem Fall Arndts Masseuse für uns. Männer werden von Frauen massiert und Frauen werden von Männern massiert. Unsere sahen aus wie 16, Kindernachtarbeit ist hier ja nicht verboten.
Es war superspitzenklasse! Obwohl es ein komisches Gefühl ist wenn einem (hey, ich werd bald 39, ich mach das schon sehr lange selbst) jemand die Füße wäscht. Und obwohl es teilweise schon hart an der Schmerzgrenze ist, was die mit den Füßen und der Wade so anstellen. Und auch obwohl es sich teiweise anhört, als galoppiert ein Pferd aufm Flur vorbei. Ich habe immerhin Chinesisch kauderwelscht, und kann jetzt "Ich komme aus Deutschland" verstehbar aussprechen. Die beiden MAsseure haben viel gelacht, über Arndts große Füße (glauben wir) und über mein Radebrechen (wissen wir).
Zum Ausklang kriegt man noch den Nacken massiert und ein paar frische Socken geschenkt. Die 90 Minuten kosten dann 236 RMB, rechnet das mal selber aus. Das war für zwei Personen, aber Arndt hat ja auch Mitglieder-Ermäßigung bekommen.

Nightcap:
Ich werde noch in die berühmte Sanlitun Bar Street ausgeführt, die ist ganz in der Nähe des Massagesalons. Wir gehen wie auf Wolken, ich hab das GEfühl meine Füße sind 2 Nummern kleiner, ich hab auf einmal soooooviel Platz in den Schuhen, und auch die Unterschenkel fühlen sich klasse an. Danke Arndt, das war eine geniale Idee!

Nach dem vielen Rosentee muss ich jetzt dringend eine Toilette aufsuchen. Da kommt mir der KFC (Kentucky Fright Chicken gibt es auch überall) gerade recht. Nix wie rein, sieht alles sauber aus, ich mach die Tür zur Box auf und sehen mein erstes Chinesisches Plumpsklo. Anders als in der Türkei steht man hier nicht auch noch mit den Füßen in der Wanne, sondern kann sie schön links und rechts daneben stellen. Das Toilettenpapier kommt, wie häufig, in den Eimer in der Ecke.
Weiter führt mich Arndt an Neubauten in absolut cooler Architektur vorbei, Apple-Shop, Adidas, Only, alles was man kennt gibt's auch hier, und zwar nicht nur einmal in der Stadt. Wir gehen weiter und kommen zu kleineren und alten Häusern, zwei soldaten bewachen die Strasse, Autos hupen, Spießchen werden in enem provisorischen (vermutilch ist er das nicht, sieht nur so aus) Grill gebrutzelt, wir betreten ein abrissreifes Haus.

Ich krieg mich fast nicht mehr ein, als wir im Treppenhaus zur Bar dieses Schild sehen. Dafür ist es uns aber noch deutlich zu warm draußen. Zwei Tsingtao und dann nix wie ab nach Hause. In der Bar, ganz oben auf dem Dach des Hauses sind lauter Spanischsprechene Menschen, also wenn wir mal Bedarf haben sollten unser Spanisch nicht einrosten zu lassen, dann weiss Arndt wohin er mich ausführen muss.

Das Jetlag schlägt wieder zu, wir suchen uns ein Taxi (14 RMB, faire Sache) und fahren zurück ins Hotel wo wir endlich ins Bett fallen. Was ein langer Tag. Was ein langer Blogbeitrag. Dabei hab ich nicht mal alles beschrieben.

1 Kommentar:

  1. Hi Poca,

    echt cool, kann mir alles so richtig vorstellen, toll beschrieben. Jetzt such Dir mal die allerdekadenteste (was 'n Wort) Wohnung aus, damit ich dann beim Besuch auch mein eigenes Bad habe....ich würde allerdings Subway einer Garküche vorziehen
    Cat

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